Liebes Logbuch,


Über den Flug auf die grüne Insel lässt sich nicht viel erzählen, zum Glück. Denn was ist schlimmer, als ein Flug, der erst in allen Einzelheiten beschrieben werden muss.

Da es langweilig ist, das altbekannte Lied von "Hello Form the other side, hast du auch so wenig Beinfreiheit" und "I will always... hate Flugzeuggewinnspiele" langweilig wäre, möchte ich stattdessen von der Stewardess erzählen. Nennen wir sie einfach Jennifer. Da ich leider aus Datenschutzgründen kein Foto gemacht habe, versuche ich ein mentales Bild zu zeichen, dass ihre Frisur lebhaft heraufbeschwört. Stewardessen tragen meist einen Dutt, so will es die heilige Schrift des ungeschriebenen Luftfahrtgesetzes. Ein Billigflieger kann nicht abheben, wenn die Stewardessen keinen Dutt gebunden haben, denn das brächte sonst die komplette Luftfahrt in Gefahr, ganze Flüge müssten gecancelt werden. Das weiß schließlich jedes Kind. Denn wo sollten sich die Passagiere bei einer Notwasserung auf offener See festhalten, ohne Dutt? Genau. Anarchie würde regieren. Wie auch immer:

Kurz: Diese Stewardess, Jennifer, hatte einen monströsen Dutt. Dieser Dutt war so groß, Jennifers Kopf wirkte darunter, wie ein kleiner runder Golfball, was aber nicht an unproportionalen Kopfmaßen lag, sondern an dem Autoreifen, den sie sich offensichtlich auf den Kopf geschnallt hatte und sie ein bisschen im Hohlkreuz laufen ließ. Die typische Mitte des Haarknotens, da wo der Donut ebenfalls seinen Durchbruch hat, sah von Nahem aus, wie ein schwarzes Loch, das alles Licht in sich einsaugte. Man bekam den Eindruck, sie hätte es kaum bemerkt, wenn man sich in ihren Dutt hineingesetzt hätte. Aber genug von Jeniffer.


Reden wir lieber vom Feueralarm in meiner neuen Unterkunft, an dem ich vielleicht maßgeblich beteiligt gewesen sein könnte. Das munkelt man hier zumindest.

Im Fotoalbum seht ihr ein Bild mit einer grünen Tür und SEHR vielen Schildern, die alle darauf hinweisen, NICHT, unter KEINEN Umständen die andere Tür zu benutzen, denn das ist eine wichtige Tür, die nur im ABSOLUTEN Notfall geöffnet werden darf. Da ich seit fünf Stunden nichts gegessen hatte, hätte jeder Richter dieser Welt eingesehen, dass hier definitiv ein Notfall vorgelegen haben muss, als ich wie selbstverständlich durch genau diese Sicherheitstür ins Freie spazierte. Ich wunderte mich noch, dass das ja plötzlich alles ganz anders aussah, als vor einer Stunde. Fast hätte ich an einen Zaubertrick gegkaubt, wenn nicht plötzlich ein schriller Ton an mein Ohr getragen wurde. Die Hostelfrau war "Not amused", denn im ganzen Haus ging plötzlich eine Sirene an, die hysterisch den jüngsten Tag ausrief, der offenbar genau jetzt angebrochen war. Die Türklinke noch in der Hand, den Alarm in den Ohren und die Schamesröte im Gesicht, zog ich die mit Warnhinweisen übersähte Sicherheitstür GANZ langsam wieder ran und schlich nun den richtigen Weg hinaus, in der Hoffnung mich würde keiner sehen. Natürlich lief ich der hochgradig angesäuerten Hostelfrau in die Arme, die mich subtil auf meine Dummheit aufmerksam machte.


Da ich in Dublin bin, sollte ich auch etwa über das Wetter sagen. Kurz es regnet. Meine Schuhe sind bereits jetzt durchweicht, der Glühbirnenbeutel hat sich allerdings hervorragend geschlagen. Zur Belohnung gab es einen Kaffe. Nicht für den Beutel, sondern für die Trägerin.